1912 -
Halle an d. Saale
: Schroedel
- Autor: Eckert, Max
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
14 1- Deutschlands Größe und Machtstellung.
Offiziere. Neue Sprengmittel (Pigrinsäure) wurden erfunden und
die starken Mauern der Festungen hielten der Sprengwirkung
neuer Geschosse nicht mehr Stand. Schon dachte man an die
Entwertung aller Festungen, aber die Technik hat noch immer
wieder Mittel gefunden, den kräftigen Zerstörungsmitteln noch
kräftigere Widerstände entgegenzusetzen; sie wurden gefunden im
Panzer und im Beton (dem zu hartem Stein erstarrenden Gemisch
von Steinbrocken, Sand und Zement). Mit äußerster Kraft-
anstrengung wurden in kurzer Zeit die Umbauten und Ver-
stärkungen der Festungen vollendet, die man immer mehr in die
Erde hineinlegte, um dem Feinde keine Zielpunkte zu geben *).
Festungen und ähnliche Werke haben sicherlich eine große
Bedeutung für den Schutz des Landes. Zunächst wollen sie
größere Städte, in denen sich Militär-Magazine, sowie Fabriken
und Werkstätten zur Anfertigung von Heeresbedürfnissen befinden,
gegen feindliche Besitzergreifung schützen, sodann dem Feinde das
Vordrängen erschweren, indem wichtige Flußübergänge, Bahn-
linien, Gebirgspässe u. a. m. gesperrt werden; zuletzt wollen sie
den Aufmarsch des eigenen Heeres sichern und zurückgehenden
Heeresteilen als Sammelort dienen. Das sind die Hauptaufgaben
der Festungen, insonderheit der Landfestungen. Die Küsten-
befestigungen verfolgen ganz ähnliche Zwecke. Sie sind zunächst
eigentliche Kriegshäfen und Stützpunkte, sodann Befestigungen
zum Schutze von Landungsplätzen, die eine Ausschiffung großer
Teile des feindlichen Landheeres gestatten, von Küstenpunkten in
strategisch günstiger Lage, von Seehäfen, die als Mittelpunkt des
Handels wichtig sind, und von engen Durchfahrten und Kanälen.
Vor die Küste vorgeschobene Punkte werden befestigt, um, wie
z. B. Helgoland vor der Jade-, Weser- und Elbemündung, der
Flotte Unterstützung zu gewähren, ihre Bewegungsfreiheit zu er-
höhen und eine etwaige Blockade locker zu gestalten.
Die Befestigungen haben infolge ihrer hochwichtigen Aufgaben
in Bezug auf den Schutz des Vaterlandes ihr Verbreitungsgebiet
hauptsächlich an den Grenzen des Reichs. Die West grenze
wird bewacht von Wesel, Cöln mit Deutz, Coblenz mit Ehren-
breitstein, Mainz, Metz, Dietenhofen, Pitsch, Straßburg, Feste
Kaiser Wilhelm Ii., Neubreisach, Freiburg im Br. Binnen-
f e stu n g e n sind Ulm, Ingolstadt, Königstein, Magdeburg, Spandau
und Küstrin. Die Ostgrenze besitzt eine größere Anzahl von
Festungen ersten Ranges, so Königsberg, ^ Boyen, Graudenz,
Marienburg, Thorn und Posen. Glogau hat seine alte Bedeutung
als Festungsstadt eingebüßt. Die zwei großen Kriegshäfen
*) Die Festung Ehrenbreitstein weicht in ihrem Bau von den meisten
andern Festungen ab, indem an Stelle von Erdwällen eine Menge mit
Schietzscharten versehene Mauerbauten sichtbar sind. Die steilen Berghänge
bilden ein natürliches sturmfreies Hindernis. Ahnlich ist es bei dem be-
festigten Königstein an der Elbe.
1832 -
Hannover
: Hahn
- Autor: Volger, Wilhelm Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Niederrhein. 89
Vii. Provinz (Großherzogthum) Niederrhein.
Boden fast ganz gebirgig, zum Theil Hochebene; in N. Hochland,
zum Theil Heide und Moor. In So. der Hunds rück über
2000f. hoch, nördlicher die Eiffel, 2 — Z000f. hoch, ein kah-
les, unfruchtbares Gebirge, so wie nördlicher das Hohe Been,
öde Hochebene. In Sw. Theile die Ardennen; östlich vom
Rhein der Westerwald u. das Siebengebirge. Der Rhein
nimmt in O. die Wied, in W. die Nahe (Gränze gegen Baiern),
die Mosel mit der Saar, Sure, Kyll und Elz, die Nette
und Ahr auf. Die Roer (rühr) fließt in die Holländ. Maas.
Einen getrennten Theil der Provinz bewässert die Lahn. In S.
sind große Waldungen. Ackerbau mehr in N. Viehzucht in S.
Obst- und Weinbau, den wichtigsten des Staates, Eisen, Kupfer,
Blei, Zink, etwas Silber, viele Steinkohlen. Sand- und Mühl-
steine. Wichtige Tuch-, Leder-, Stahl- u. Eisenfabr. Unter den
i,i6o,oooc. sind 190,000 Protestanten, 12,000juden, Zgomen-
noniten. — 1) Regierungsbezirk Koblenz, a) Crzbis-
thum Trier. Koblenz am Rhein, 16,000 E. Festung. Zwei
Schlösser. Regierung, Tribunal. Tabacks- und Blechfabrik.
Weinhandel, Schiffahrt. — Thalehren breitstein am gegen-
überliegenden Rheinufer, 2300 E., daneben auf hohem Felsen die
Festung Ehrenbreitstein. — Mayen a. d. Nette, Z200 E.
Tuchweberei, Mühlsteinbrüche. — Adenau auf der Eiffel,
2400 E. Eisen- und Bleigruben. — Boppard am Rhein,
Z400e. Baumwoll- u. Thonpfeifenfabr. Schifffahrt. — Ober-
wesel am Rhein, 2200 E. Weinbau, Schieferbrüche.— b) Zur
Pfalz gehörte Kreuznach a. d. Nahe; 7000e. Leder- u. Ta-
backsfabr. Handel. Salzwerke. Simmern auf dem Hundsrück,
Lz00e. Gerberei, Strumpfwirkerei.— c) Erzbisthum Köln.
Andernach am Rhein, 2600e. Schifffahrt, Handel mit Mühl-
steinen und Traß. —^ Linz am Rhein, 2z00e. Eisen-, Blei-,
Silber- und Kupferhütten. — d) Grafsch. Wetzlar zwischen
Nassau und Hessen Darmstadt. Wetzlar a. d. Lahn, 4400e.
Ehemaliges Reichskammergericht.— e) Stande sherrschaften:
das Fürstenthum Wied mit der Stadt Neuwied am Rheine,
4800 E. Schloß mit dem Brasilischen Museum. Mancherlei Fabri-
ken, lebhafter Handel. Fürstenth. Solms Braunfels und
Sayn Wittgenstein. — 2) Regierungsbezirk Trier.
a) Erzbisthum Trier, in welchem die Stadt gl. N. a. d. Mo-
sel. 17,500 E. Ehemaliges Schloß, jetzt Caserne, Dom. Rö-
mische Alterthümer; Regierung, kathol. Bischof. Porzellan- und
Zuckerfabr. — Saarburg a. d. Saar, 1500 E. Alaun - und
Salmiakfabr. Bernkastel an der Mosel, 2000e. Weinbau;
Kupfer- u. Bleigruben.— Wittlich, 2z00e. Mineralquellen.—
b) Fürstenth. Nassau mit der Stadt Saarbrück a. d. Saar,
7200 E. Eisengruben, verschiedene Fabriken. — c) Zu Frankreich
gehörte sonst die Festung Saarlouis, 4500e. Eisen- u. Blei-
gruben. — 8) Regierungsbezirk Aachen, a) Ehemalige
1876 -
Leipzig
: Ed. Peters Verl.
- Autor: Schlagintweit, Robert von, Humboldt, Alexander von, Andree, Richard, Schreiber, Carl, Ritter, Carl, Roon, Albrecht Theodor Emil von, Daniel, Hermann Adalbert
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule, Mittlere Lehranstalten, Bürgerschule, Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Gymnasium, Mittelschule, Realschule, Seminar
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
300
Senke des Rhone-Rhein-Kanals ab bis zum Querdurchschnitt, deu die Lauter
zum Rheinbecken macht, begrenzenden Wasgau, dessen wichtigster Strom
die Jll ist', Ober- und Nieder-Elsaß, und die nordwestliche Abdachung
jenes von dem Thale der Seilte, Nebenfluß der Mosel, nordwärts, das
Hügelland von Deutsch-Lothringen (s. § 43c n. e 11. § 44b).
Der Wasgau ist, wie in seinem äußeren Bau, so auch in seinem
geognostischen dem gegenüber liegenden Schwarzwalde ähnlich. Im S. sind
krystalliuische Gesteine, im N. der Sandstein vorherrschend. In dem süd-
liehen Wasgau finden sich blei- und silberhaltige Gänge, wie bei Markirch,
und vorzügliche Porzellanerde, in dem nördlichen vortreffliche Eisenerze, wie
in der Gegend von Niederbrun, Mutzig und Molsheim, Kupfer- und
Alaungruben bei Buchsweiler und gleichfalls Porzellanerde und plastischer
Thon in der Gegend von Zabern. Mineralbrunnen giebt es auf beiden
in ziemlicher Anzahl. Die niederen Abhänge des Wasgau und das lothrin-
gische Hügelland tragen Wein, und die Thäler zeichnen sich meist durch
Fruchtbarkeit aus.
Das ganze Gebiet des linken Rheinufers gehörte einst zu Deutschland.
Daß 870 vertragmäßig der östliche Theil Lothringens als zu Deutschland
gehörig anerkannt wurde, ist bereits in dem geschichtlichen Ueberblick angeführt,
sowie daß leider 1552 die Städte Metz, Tull und Birten an Frankreich
(Heinrich Ii.) abgetreten wurden. Die schon damals von diesem erstrebte
Aneignung auch des Elsaß wurde, nachdem während der Wirren des dreißig-
jährigen Krieges (1639) Alt-Breisach am Rhein und damit die Rhein-
grenze von demselben gewonnen, von Ludwig Xiv. durchgesetzt, mit Aus-
nähme von Straßburg und einiger anderer unmittelbarer Gebiete, und, wie
gleichfalls schon erwähnt, im Westphälifchen Frieden bestätigt. Mitten im
Frieden überfiel (16 74) derselbe König jene noch deutschen Gebiete, und
zwang 1681 Straßburg zur Uebergabe, und auch dieser Raub wurde in
dem Frieden von Ryswick 1697 , sowie später 1713 durch den von Utrecht
sanctionirt. Auch Lothringen, das Herzog Franz Stephan, der Schwieger-
-» söhn Karls Vi., gegen Toskana 1738 auszugeben gezwungen wurde, ward
nach dem Tode Stanislaus Leseinsky's, dem dasselbe als Entschädigung
für die polnische Krone auf Lebenszeit, jedoch unter französischer Verwaltung,
übergeben worden, 1766 einverleibt. 1815 mußte Frankreich nur den nord-
östlichen Theil Lothringens, das Gebiet von Saarlouis, abtreten. Erst der
letzte ruhmvolle Krieg hat uns jene ursprünglich deutschen Lande zurück-
gewonnen, und das deutsche Reich wird sie zu behaupten und die ihm ent-
fremdeten Brüder auch dem deutschen Nationalgefühl wieder zu gewinnen
wissen.
Das Reichsland zerfällt in 3 Verwaltungsbezirke.
1. Nieder-Elsaß von der Markircher Senke bis zur Lauter mit 8 Kreisen
und 600,000 E., von denen 15,000 der französischen Nationalität angehören.
Straßburg, Hptst. des Reichslandes, das Argentoratum der Römer, 94,000 E.,
an der Jll und Breusch und nahe dem Rhone-Rhein-Kanal, und dadurch mit dem
1901 -
Langensalza
: Beyer
- Autor: Fritzsche, Richard
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten, Bürgerschule, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Mittelschule, Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
7. Die süddeutschen Staaten. 117
aus Flachs allerlei Stoffe gesponnen und gewebt, gebleicht und gefärbt oder
bedruckt. Tauseude von Arbeitern sind in den zahlreichen großen Fabriken be-
schäftigt, die so viele Waren fertigstellen, daß dieselben in großen Mengen
auch versandt werden können. Elfässer Kattune und Elsässer Barchente,
Elsäsfer Hemdentuche und Elsässer Seidenwaren sind auch bei uns bekannt.
Neben der Webwarenindustrie ist besonders die Eisenindustrie weit ver-
breitet. Es giebt zwei große Bezirke, iu denen dieser Industriezweig be-
sonders schwunghaft betrieben wird: der eine findet sich in Niederelsaß, der
andere in Lothringen. In Niederelsaß werden Maschinen und Werkzeuge
aller Art gefertigt, während in Lothringen zahlreiche Eisenhütten vorhanden
sind, in denen das Eisen geschmolzen und verarbeitet wird. Außerdem haben
anch die Glas- und Porzellan-, Leder- und Papier-, sowie die Eigarren-
fabrikation und Holzindustrie einen großen Umfang angenommen, und auch
die Weinkelterei und die Bierbrauerei sind weit verbreitet.
b) Die reich sländischen Judustriestäd te: Infolgedessen sind im
Reichslande auch eine ganze Anzahl von Fabrikstädten entstanden, von denen
einige zu bedeutender Größe gelangt sind. Die wichtigsten dieser Industrie-
städte, die zugleich Mittelpuukte der großen Judustriebezirke bilden, sind:
Mülhausen, Kolmar, Schlettstadt, Gebweiler und Markirch im Oberelsaß.
(Lage der einzelnen Städte angeben!) Im Unterelsaß sind zu nennen
Straßburg, Hagenau, Bischweier, Weißenburg, Saargemünd, Zabern. In
Lothringen bildet die Stadt Metz den Mittelpunkt der Eisenindustrie, die sich
auf verschiedene Orte in der Umgegend ausgedehnt hat, so z. B. auf Diedeu-
Hofen; Forbach, Saargemünd und Büsch sind die Mittelpunkte der lothringischen
Porzellan-, Steingut- und Glasfabrikation, während Salzburg (Chateau
Salins) und Dieuze die Mittelpuukte der Salzgewiunuug bilden.
!Uannigfaltige Industriezweige und zahlreiche große und kleine
Labrikorte kennzeichnen das Neichsland als den süddeutschen Industriestaat.
3. Wie konnte sich im Reichsland eine so ausgedehnte Industrie
entwickeln?
a) Das Reichsland Elsaß - Lothringen zeichnet sich durch eiuen großen
Reichtum an Bodenschätzen aus. Westlich der Mosel enthält der Boden des
Landes ausgedehnte Eisenerzlager, die reiche Ausbeute liefern. Bei Forbach
und Saargemünd aber erstrecken sich die ausgebreiteten und reichen Stein-
kohlenlager des Saargebietes auch aus reichsländisches Gebiet. Dieser Reich-
tum an Eisenerzen und Steinkohlen hat zur Folge gehabt, daß Eisenbergbau
und Eisenverhüttung, Eisengießerei und Eiseuverarbeitung in großem Umfange
betrieben werden.
Ferner weist das Reichsland ausgedehnte und ergiebige Lager von
Lehm, Thon, Porzellanerde und Ouarzsaud auf. Dadurch konnte die Stein-
gut-, Porzellan- und Glasfabrikation in verschiedenen Teilen des Landes
sich entwickeln.
Woher rührt aber dieser Reichtum an Bodenschätzen? Solche reiche
Bodenschätze finden sich nicht überall in Süddeutschland. Das liegt an den
Erdschichten, die den Boden der einzelnen Landschaften aufbauen, alfo
1902 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Oehlmann, Ernst
- Auflagennummer (WdK): 23
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
480
Deutsches Reich.
Höhen in den Rhein gedrängt wird. Von den Vogesen her nimmt sie eine
Menge kleiner Flüsse auf, die ihren Schlamm und das Bergkehricht an den
Mündungen ablagern und fruchtbare kleine Deltas bilden. Der größere Teil
der Bevölkerung des Rheinbeckens hat sich daher vom Rhein ins Jlltal zurück-
gezogen. Längs der Jll liegen alle bedeutenderen Städte der f.w. Rheinebene;
hier und nicht längs des Rheins liefen von jeher die Hauptverkehrswege, hier
geht auch jetzt wieder die Eisenbahn von Straßburg nach der Schweiz. Zwischen
Jll und Rhein führt von Straßburg der Rhöne-Rhein-Kanal durch die tiefe
Lücke zwischen Jura und Vogesen, die Burgundische Pforte, nach dem Jura-
flusse Doubs [bit].
2,i o/o des Bodens dienen dem Weinbau (mit Rapp oltsweil er als Mittelpunkt),
und durch die Menge des erzeugten Weines übertrifft E.-L. alle Staaten des Reichs,
selbst Bayern, um das Doppelte, außerdem starker Anbau von Getreide und Industrie-
pflanzen wie Hanf, Tabak und Hopfen (2,g% des Bodens). Der früher bedeutende
Bergbau auf Silber ruht jetzt fast ganz, Erdöl wird bei Sulz unterm Wald gewonnen.
Deutsch-Lothringen bildet den n.ö. Abschnitt der Stnfenlandschaft Ober-
lothringen oder der oberen Mosel. (S. darüber auch S. 372.) Als die n.w.
Abdachung und Verflachung der Vogesen erstreckt sich dieses Hügelland bei
einer mittleren Erhebung von 230 — 260 m gegen die Maas hin und ist, wenn
auch nicht gleich dem Elsaß, doch ebenfalls erfreulich angebaut. Großer Reich-
tum an Kochsalz und Eisenerzen; diese w. von der Mosel, Steinkohlen an
der Saar.
Die Industrie von Elsaß-Lothringen ist vielseitig, dazu auf großem Fuße eingerichtet
und wurde in Frankreich von keiner Mitbewerbung erreicht. Sie blüht vornehmlich in
der Erzeugung von Baumwoll- und Eisenwareu, sowie im Maschinenbau.
Die Bewohner des Oberelsaff sind die Nachkommen der Alamannen
und reden die alamannische Mundart; im unteren Elsaß oder Deutsch-
Lothringen, der ehemals sogen. Allemagne, herrscht die rheinfränkische
Mundart, und die Dorf- wie die Hansanlagen sind bis ans Zorutal ausgeprägt
fränkisch. Nur in einem Streifen an der W.-Grenze finden sich französisch
redende Gemeinden. Der Prozentsatz der einheimischen Bevölkerung war durch
starke Auswanderung nach Frankreich von 1875 — 1893 von 93 ans 81 ge-
sunken, die Volkszahl ist aber dennoch wegen des Zuzuges aus Altdeutschland
seit 1871 um 147 000 Köpfe gestiegen.
Geschichtliches. Das Elsaß zerfiel in den Nord- lind den Sund(d. i. Süd)gau, die
etwa den heutigen Bezirken Unter- und Oberelsaß entsprachen; die Verwaltung führten
Grafen und Vögte. In der zweiten Hälfte des Mittelalters blühte das städtische Leben
rasch auf, und neben den sogenannten „Zehnstädten" gewann Straßburg schon im
13. Jahrh, völlige Unabhängigkeit und eine glänzende Stellung. Weiterhin zerfiel das
Land immer mehr in lauter halb selbständige kleine Gebiete, und kaum irgeiid ein deut-
sches Land besitzt einen solchen Reichtum an Burgruinen (so Hohkönigsburg, 3 Schlösser bei
Rappoltsweiler, s. Fig.167 S.371). 1648 erfolgte die Abtretung der Habsburgischen Grafen-
und Vogtrechte an Frankreich und nach der schmählichen Zeit der Reunionskammern 1681 der
Raub der „wunderschönen" Stadt am Rheine. — Der heutige deutsche Teil von Loth-
ringen bildete im wesentlichen das Bistum Metz und wurde 1552 durch Moritz von
i Der Name „Elsaß", d. i. „Fremdsitz" (Alisat, Elisaß), bezeichnet wahrscheinlich den Sitz der auf
fremdem, nämlich römischem Boden angesiedelten Franken. S. auch Thomas: Etymologischeswörter-
buch geographischer Namen. Breslau 1886. — E. Rudolph, Heimatkunde des Rcichslandes El>aß-
Lothringen. 2. Aufl. Breslau 1900.
1830 -
Hannover
: Hahn
- Autor: Volger, Wilhelm Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Schulanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Europa
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
106
Deutschland.
Bergwerken lohnte. Die Salzquellen sind in neuern Zeiten durch neu
aufgefundene vermehrt, und liefern reiche Ausbeute (gegen 350,000 Ztr.) ;
übrigens finden sich Marmor, Mühlsteine, Porzellanchon, Walker-
erde, Wetzsteine, Opal, Rarneol, Achat, Steinkohlen, Vitriol,
Alaun, Salpeter u. a., in dem Donaugebiete auch Dorf und mehr als
20 benutzte Mineralquellen. Würtemberg hat keine großen Fabrikanstal-
ren, dennoch aber sind mancherlei Gewerbe im Lande von Bedeutung.
Weberei und Spinnweberei ist sehr wichtig in Leinewand und wolle,
minder in Baumwolle, unbedeutend in Seide; auch Spitzen und Borten
werden verfertigt. Strumpfweberei ist bedeutend, so wie Gerberei,
Töpferei, Hutmacherei und Papierfabrikarion. Holzwaaren liefern die
Gebirgsbewohner in Menge, so wie Theer, Pech, Harz, Pottasche und
^Kolophonium. Die Eisenhütten und Eisenfabriken sind zahlreich. Die
E. — 1,580,000, sind bis auf etwa 6000 Franzosen und Wallonen und
9600 Juden, sammtlich Deutschen Stammes; unter ihnen 1,080,000-Lu-
theraner und 2500 Reformirte, à Mill. Katholiken, welche letztere seit
1827 unter einem Bischöfe zu Rottenburg stehen. Alle Christlichen Par-
theien (es giebt etwa 500 Separatisten, unter denen die 'Lornrhaler
eine merkwürdige Gemeinde bilden) haben freie Religionsübung und glei-
che politische Rechte. Für wissenschaftliche Bildung ist durch eine Univer-
sität, mehre theol. und Schullehrer Seminare, Gymnasien, Kunstschulen,
gute Volksschulen und mancherlei wissenschaftliche Anstalten und Samm-
lungen sehr gesorgt.— Würtemberg enthalt großtentheils das alte Schwa-
den, das Land der Sueven, deren Name schon vor Christi Geburt den
Römern bekannt war. Im Iii. Iahrh. finden wir daselbst den Bund der
Alemannen im Kampfe gegen die Römer, welche durch einen langen
Wall von der Donau bis zum Mittelrhein ihr Gebiet zu sichern suchten.
Seit dem Vi. Iahrh. war Alemannicn Theil des Fränkischen Reiches und
erhielt Herzöge. Unter den Sächsischen Königen entsteht das Herzogrhum
Schwaben, welches 1080 dem Hohenstaufenschen Hause zu Theil wurde.
Wahrend des Kampfes der Guelfen und Gibellinen wurde Schwaben in
zahlreiche reichsunmittelbare Graf- und Herrschaften, Städte und Stifter
zerrissen. Die Grafen von würtemberg traten mit Ulrich I. (f 1265)
im Xiii. Iahrh. auf, wurden bald mächtige Dynasten und 1495 zu ^er-
zögen erhoben. Das herzogliche Gebiet betrug zu Ende des Xviii. Iahrh.
etwa 166 Q.m. mit ,650,000 E. Herzog Friedrich (regierte seit 1797)
trat im Frieden ^u Lüneville (1801) seine überrheinischen Besitzungen, die
Grafschaft Mömpelgard und andere Gebiete ab, erhielt aber dafür 1803
9 Reichsstädte, verschiedene geistliche Stifter und ward Kurfürst. Der
Friede zu Preßburg (1805) verschaffte ihm die Grafschaft Hohenberg, die
Landgrafschaft Nellenburg (diese ward 1810 an Baden abgetreten), mehre
Städte und reichsritterschaftliche Gebiete gegen einige Abtretungen an Ba-
den (1806) und die Königswürde. Durch den Frieden zu Wien (1809)
erhielt Würtemberg das Deutschmeisterthum Mergentheim und 1810 Theile
von Baiern, überließ dagegen andere Distriete an Baiern und Baden, so
1830 -
Hannover
: Hahn
- Autor: Volger, Wilhelm Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Schulanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Europa
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Großherzogthum Luxemburg. 18t
50,000 Rthlr. eintragt. In manchen Jahren sind über 2z Mill. Krüge
versendet, die selbst nach Ostindien gehen.— Oberselters, hat eine Mine-
ralquelle und Eisenhammer.— Beilstein, Dorf, 500 C. Schloß.— Nie-
derlahnsteil, an der Mündung der Lahn, 1900e. Starke Schifffahrt. In
der Nahe bei Nievern eine Silber- und zwei Eisenhütten.— Im Amte
Selters, welches sich durch seine zahlreichen Töpfereien auszeichnet, liegt
Ransbach, 1100 E.
6. Standesherrschaften — 5 bis 6 Q- M.
1) Dem Erzherzog Stefan von Österreich, Sohn des Erzherz. Josef,
gehört die ehemals einer Anhaltischen Nebenlinie zustehende Grafschaft
Holzappel u. Schaumburg im Amte Dietz — 1, O. M. 3600e. Holz-
appel unweit der Lahn, 700 E. Blei- und Silberbergwerk. Schloß
Schaumburg. Dorfgeilnau mit bekannten u. berühmten Mineralquellen.
2) Zu dem größtentheils ln Preußischem Gebiete liegenden Fürstenrh.
Wied gehört s Runkel an der Lahn, 900e. Schloß.— Grenzhausen im
Amte Selters, 950 E. Verfertigung von Thvnpfeifen und Steingut.—
Maxsayn, 700e. Eisenhütte.— Eschenau und Schupbach, Dörfer mit
Marmorbrüchen — 2^Q.m. 8000 E.
3) Dem Grafen von Meiningen Westerburg gehört die Grafschaft
Westerburg und Herrschaft Schadeck I^O.m. 4300 E. mit der Stadt
Westerburg im Amte Rennerod am Westerwalde, 1400 E. Schloß.
Braunkohlengruben.— Gemünden, 1000e. Eisenhammer.
4) Dem Grafen waldborc Bassenheim gehören die Herrschaften
Reifersberg und Rransberg im Amte Usingen — idq.m. 3300 E.
5) Die Herrschaft Neuenheim — 2à Q.m. 5600 E.
21. Großherzogthum Luxemburg.
Größe== 109q.m. Es bildet die So. Spike des Königreichs der
Niederlande. Die Ardennen, deren höchste Spitzen — 1800f. bedecken
den größten Theil des Landes mit Bergen und Wald. Der Boden ist
keineswegs fruchtbar, jedoch gicbt es einige schöne Thaler a. d. Mosel u.
Sure. Außer diesen Flüssen sind hier die wilz, Elz (Alzette) und Our,
welche in die Sure, zum Theil Gränzfluß gegen Niederrhein, fließen;
die Ourrhe, Semoy und Lhiers wenden sich nach Frankreich. Es giebt
viel wild, auch Wölfe in bedeutender Zahl, beträchtliche Viehzucht,
sehr beliebte Fische in den Bachen der Ardennen, Hanf, Flachs, Ho-
pfen, Obst, etwas wein, viel Rartoffeln, viel Holz; Getreidebau ist
nicht sehr wichtig; viel Eisen, Schiefer, Ralk, Fayencerhon und Torf.
Die E. — 305,000, sind Katholiken, theils Deutsche, größtentheils
Wallonen. Die Bildung steht sehr gegen die anderer Nieder!, u. Deut-
scher Provinzen zurück; an guten Schulen fehlt es nicht ganz. Die Wallo-
nen reden ein verdorbenes Französisch. Cs giebt Eisenwerke, Lederfa-
briken und Papiermühlen, außerdem wenig Fabriken; wichtig ist jedoch
die sehr verbreitete Leinewandweberei. Handel und Verkehr sind bei
1830 -
Hannover
: Hahn
- Autor: Volger, Wilhelm Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Schulanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Europa
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
220
Deutschland.
2000e. Wvll- und Leineweberei, Gerberei, Bleichen.— Sachsa, 1200c.
Gips- und Marmorbruch.' — Sorge, Eisenhüttenwerk.
f) Grafschaft Henneberg. Die Grafen von Henneberg starben 1582
aus, und ihr Land fiel durch Erbschaft an Sachsen u. Hessen, der Kur-
sächsische Antheil, der Kreis Ziegenrück, 1815 an Preußen.— Schien-
singen, Hauptort eines Kreises, der am Thüringerwalde ganz vom herzogl.
Sächsischen Gebiete umgeben ist, 2300 E. Schloß, Gymnasium. Kupfer-
u. Eisenwerke, Pulver- u. Papiermühlen.— Suhla, in einem tiefen Thale
des Thüringerwaldes, 6000e. Bergamt. Wichtige Eisen-, besonders Ge-
wehrfabriken, Eisenhammer', Barchentweberei, Eisengruben.— Schmiede-
feld, 1200c. Hüttenamt. Starker Flachsbau, Pech- und Kienrußhütten.
Porzellanfabr. Eisengruben, Holzwaarenverfertigung.— Bühndorf, Dorf
am Fuße des Dolmar. Altes Schloß.— Bloster Vessra, Gestüt.— fzie-
genrück an der Saale (auch diesir Kreis liegt getrennt zwischen Sachsen
und Reuß), 600e. Schieferbruch, Papiermühle, Wollweberei.— Sefeu,
800 E. Porzellanthon, Eisengruben.— Groß Bamsdorf. Elfen-, Kupfer-
u. Kobaltgruben.— Bei Goßwiy Silber- und Kupfergruben.
V. Provinz Westfalen.
Bestandtheile: Herzogthum Westfalen, die Fürstenthümer Minden,
Paderborn, Münster, Salm, Siegen, Borvei, die Grafschaften Ravens-
berg, Mark, Teklenburg, Gingen, Steinfnrr, wirgenstein u. a. kleine
Gebiete — 36izo..M. 1,231,000 E. Der N. und Nw. Theil der Pro-
vinz gehört zur N. Deutschen Ebene, hat Sandboden, Heide und Moraste,
wird aber von Hügelketten durchzogen; die S. und O. Gegenden sind mehr
gebirgig. In O. ziehen sich zwei parallele Bergketten, wohl nicht viel
über 1000 F. hoch, westlich der Gsning (Teutoburgerwaid), östlich das We-
sergebirge, von dem südlicheren Berglande gegen Nw. durch Lippe ins
Königr. Hannover. Sie trennen Weser-, Ems- und Rheingebiet. An sie
schließt sich die südlichere Egge an der Diemel, welche sich in So. zur
förmlichen Hochebene erhebt und an den westlicheren Westerwald (mit
dem Ederkopfe — 2000f. und der Balten Eiche — 1900 F.), auf dem
die Wasserscheide zwischen Rhein u. Weser ist. Nördlich vom Westerwalde
bis in die Mitte zwischen Ruhr und Lippe ist das sogenannte Sanerland
(Süderland) voll Bergzügen verschiedenen Namens: Rorhhaar, Rorhla-
ger, Haarstrang, Aardei, Ebbe, Hard, unter ihnen der Astenberg —
2600 F. und der Bornstein — 2200 F. In der nördlichen Ebene erheben
sich z.b. an den Quellen der Berkel und Vechte noch ansehnliche Hügel-
gruppen. Die Sieg, Lenne, Ruhr, Wipper, Emscher und Lahn, stießen
zum Rhein; die Assel mit der Berkel und Vechr zur Südersee in Hol-
.and; die Eder u. Diemel zur Weser; alle haben hier auf dem So. Ge-
birgszuge ihre Quellen; auch die Ems entspringt hier an dem Fuße des
Osning. Keiner dieser Flüsse ist für beladene Schiffe tief genug, jedoch
sind die Ruhr, Lippe und Ems schiffbar gemacht und letztere beide Flüsse
werden durch einen Kanal verbunden werden. Durch den wünsterschen
1830 -
Hannover
: Hahn
- Autor: Volger, Wilhelm Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Schulanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Europa
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
221
Preußen. Westfalen.
Ranal ist die Aa, ein Nebenfluß der Ems, mit der Vecht vereinigt.
Seen giebt es hier gar nicht. Sehr fruchtbar ist der Boden am Fuße der
Gebirge; dort sind wahre Kornkammern der Provinz, aber diese verlieren
sich im nördlichen Flachlande, wie im südlichen Hochlande, wo rauhe Luft
und dürrer steinigter Boden dem Ackerbau nicht zusagt, wohl aber Vieh-
zucht noch sehr gut gedeihen laßt. Getreide wird in der Ebene hinrei-
chend gebauet; noch mehr Flachs und *janf (Ravensberg u. Paderborn),
auch Taback (Minden), wenig Obst; Waldungen sind nur in den Gebir-
gen von Bedeutung, fehlen sehr in N. Rindviehzuchr ist in Ravens-
berg und Paderborn sehr gut; höchst bedeutend die Schweine- und in ei-
nigen Gegenden die Ziegenzucht; Pferde und Schafe sind nicht besonders;
Bienenzucht wird in einigen Gegenden stark getrieben. Die Gebirge lie-
fern etwas Silber, mehr Rupfer, viel Eisen, auch Blei, Robalr u. Gal-
mei; Stein- und Braunkohlen haben Minden und der Westerwald in
Menge, auch Mühlsteine, Ralk, Alabaster werden gefunden; Salzquel-
len sind mehre vorhanden und Torf enthalten die N. Moraste viel. Aus-
gezeichnet ist die Gewerbthatigkeit einzelner Provinzen (Mark, Ravensberg,
Westfalen). Bekannt ist die Leineweberei, auch woll-, Strumpf- und
Bandweberei ist nicht unbedeutend, und Tuch- und Baumwollsabriken
sind in W. viel vorhanden; eben so wichtig ist in dem Sw.theile die
Verarbeitung des Eisens, Stahls u. Messings. Glas, Papier, Pulver,
porrafche und Öl werden ebenfalls bereitet. Unter den E. sind etwa
715,000 Rarholiken, unter 2bischöfen in Münster u. Paderborn, 11,000ju-
den, über loomennoniren.
1) Regierungsbezirk Minden — 93^ Q. M. 390,000e., unter denen
160,000ratholiken, 4800 Juden, 35 Mennoniten, in 12 Kreisen:
a) Furstenrhunr Minden, ehemaliges Bisthum, durch den Westfali-
schen Frieden an Preußen gefallen. Es gehörte 1807 bis 1810 zum Kö-
nigreich Westfalen, bis 1813 zu Frankreich.— ff Minden a. d. Weser, Fe-
stung, 7400e., die theils kathol., theils protestantisch sind. Regierung, Ge-
sellschaft für Landeskunde, Geschichterc., Schullehrerseminar, Gymnasium,
Dom mit einem Stifte, Frauleinstift. Zuckersiederei, Tuch-, Leder- u. Ta-
backsfabr. Handel, lebhafter Verkehr auf der Weser, Messen, die aber ohne
Bedeutung sind. Ferdinand von Braunschweig schlagt die Franzosen 1759,
1. Aug.— Glasfabrik zu Gernheim.— 'Zausbergen, 850 E. Starkefabr.
Kalkbrennerei, Leinewandhandel. Der Durchbruch der Weser durch das
Gebirge bildet die sogenannte Porta Westphalica, zwischen dem 600 F.
hohen Wirrekindsberge in W. und dem 400 F. hohen Jakobsberge in O.
Denkmal Wittekinds, 1829 errichtet. — perershagen a. d. Weser, 1300 E.
Schloß, Schifffahrt, Fischerei.— Steinkohlen bei Böhlhorst. — ff Rahden,
Flecken, 2500 E. Schloß. Flachsbau, Weberei. — Lübbecke, 2200 E. Ta-
backsfabr., Gerberei, Leinewandhandel, Garnspinnerei.— Rehme, im Kreise
Herford, 950e. Salzwerk.
b) Furstenrhunr Paderborn, ehemaliges Bisthum, 1801 sacularisirt
und an Preußen gekommen.— ff Paderborn a. d. Pader, die in der Stadt
1830 -
Hannover
: Hahn
- Autor: Volger, Wilhelm Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Schulanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Europa
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
234
Deutschland.
ßenden Gewässer, die Rill, die Our (Granzfluß gegen die Niederlande)
welche, wie die Prüm in die Sauer oder Sure fallt, fließen zur Mosel,
die aus dem Franzos. Lothringen kommt, erst die Granze gegen die Nie-
derlande bildet, dann sich gegen No. wendet, und nachdem sie die gleich-
falls aus Frankreich kommende Saar mit der Blies und Nied ausgenom-
men hat, in den Rhein fließt, welcher, nachdem er etwa 10m. weit die
Gränze gegen Nassau gemacht hat, noch 8m. weit durch Preußisches Ge-
biet strömt. An der S. Granze nimmt er in W. die Nahe mit der Glahu,
weiter gegen N. in O. die Lahn, Wied u. Sayn auf. Der Boden ist,
mit Ausnahme der dürren nördlichen Gebirgshöhen, fast allethalben frucht-
bar. Getreide wird nicht sehr viel gebauet, aber desto mehr Flachs,
Hanf, Rleesamen, auch Taback und in S. viel wein und Obst. Die
Viehzucht ist nicht ausgezeichnet; in vielen Gegenden ist die Ziege sehr
häufig. Das Mineralreich liefert viel Rupfer, Blei und Eisen, auch
Galmei, Salz, Alaun, viel Steinkohlen, vorzügliche Mühlsteine, Schie-
fer, Ralk, Tusstein, pfeifenthon und die obengenannten vulkanischen
Produkte. Ausgezeichnete Tuch-, Leder-, Stahl-, auch Glas-, Seide-
und Baumwollfabriken, Leinewandweberei, porrafchstederei. Die E.,
unter denen 170,000 Protestanten, 910,000 Ratholiken, 12,000 Juden
und 350mennoniten, sind stark mit Franzosen u. Niederländern vermischt.
1) Regierungsbezirk Roblenz — 109^ O- M. 418,000 E., unter de-
nen 120,000 Protestanten (darunter 300mennoniren), mit 12 Kreisen.
a) Theil des Erzbisrhums Trier, des ältesten Bisthums in Deutsch-
land, schon im Iv. Iahrh. gestiftet, 1801 sacularisirt. Die am linken
Rheinufer belegenen Theile fielen an Frankreich, die Besitzungen am rech-
ten Ufer 1803 an die Fürsten von Nassau u. Wied, 1815 zum Theil an
Preußen. — Roblenz am linken Ufer des Rheins, über welchen eine
485 F. lange Schissbrücke nach Thalehrcnbreitstein, und an der Mosel, über
welche eine 536 Schritt lange steinerne Brücke führt, 16,000l. Zwei
starke Forts, Franz und Alexander, vertheidigen die Stadt, deren schön-
ster Theil die Clemens- oder Neustadt ist. Residenz der ehemaligen Kur-
fürsten v. Trier. Zwei Schlösser, deren eins sehr verfallen, das andere
Magazin u. Lazareth; das ehemalige Iesuitercvllegium, das Deutsche Haus,
jetzt Caserne, mehre sehenswerthe Kirchen, darunter eine protestantische,
Schauspielhaus. Sitz des Oberprasidenten beider Rheinprovinzen, der Re-
gierung, eines Tribunals u. Handelsgerichts. Kathol. Schullehrerseminar,
Gymnasium, Augenheilanstalt, Hebammenschule. Zuchthaus. Tabacks- u.
Dlechfabrik. Schissfahrt, Handel mit Wein, Mühlsteinen, Steinkohlen.
Das Dorf Metternich mit Salmiakfabriken. — Thalehrenbreirstein am
rechten Rheinufer, 2300e. Schloß. Tabacksfabrik. Wein- u. Kornhan-
del, Spedition. Mineralquelle bei dem Dorfe Thalborn. Über der Stadt
erhebt sich auf einem 800f. hohen, steilen Felsen das seit 1815 wieder
stark befestigte, früher durch Napoleon gesprengte, Fort Ehrenbreirstein.
— Die Herrschaft Vallendar, dem Fürsten von Sayn Wittgenstein ge-
hörig, mit dem Flecken gl. N. am Rheine, 2450e. Tuch,, Leder- und